Ivan Karizna: György Ligeti – Sonata for Violoncello, II. Capriccio
@ Casals Forum
„Ich habe keine Kunsttheorie. Deswegen sind viele Leute enttäuscht. Ich habe keine message, die ich verkünde. Man kann mich nicht festnageln auf eine einheitliche, verbal ausdrückbare kompositorische Theorie. Sondern ich versuche immer neue Dinge auszuprobieren. Deswegen habe ich es einmal so dargestellt: Ich bin wie ein Blinder im Labyrinth, der sich herumtastet und immer neue Eingänge findet und in Zimmer kommt, von denen er gar nicht wußte, daß sie existieren. Und dann tut er etwas. Und er weiß gar nicht, was der nächste Schritt sein wird.“
György Ligeti – der Mann der neuen Musik, genauer gesagt der Mann für Klangflächenkomposition und Mikrotonalität. Sein Wunsch war es jederzeit, in das Innere eines Klangs vorzudringen und er legte dabei besonderen Fokus auf die Tonmaterie: unterschiedliche Tonhöhen, die Kombination unterschiedlichster Instrumente und auf – für unser heutiges Ohr – schräg klingende Harmonien. Für ihn konnte Klangsprache mehr als nur die Überlieferung oder Nachbildung alter Ideale aus der Klassik oder der Romantik. Bevor er allerdings seine für ihn charakteristische kompositorische Ausdrucksweise fand, wandte er sich in seinen Frühwerken besonders einem Komponisten zu: Béla Barók, eines der großen Vorbilder Ligetis. Dessen Stil erweiternd komponierte er folklorisch, gleichzeitig fast neoromantisch zwischen 1949 und 1954 seine Solosonate für Cello. Gewidmet einer Frau, die Ligeti mit 25 Jahren traf, ist der zweite Satz Capriccio nach der Meinung Ivan Kariznas eine unglaubliche Kombination aus ängstlicher und sinnlicher Liebe, und starker und emotionale Impulse. Der zweite Teil dagegen zeigt Verzweiflung und Wut aufgrund der Ablehnung seiner Liebe, dem endgültigen Ruin und der Verwüstung. Für Karizna bedeutet es viel, die Musik von Ligeti weitertragen zu können und möchte mit Ligetis leidender, wütender, fast rücksichtsloser Musik in Erinnerung rufen, achtsam mit Menschen zu agieren und sie nicht zu verletzten.
