Alina Bercu & Gabriel Sin: G. Fauré – Clair de Lune
@ the loft
„Die Kunst und besonders die Musik haben für mich die Aufgabe, uns so weit wie möglich über die Wirklichkeit hinauszuheben.“ – Gabriel Fauré
Auf der Suche nach der verlorenen Zeit – so oder so ähnlich heißt es häufig im Kontext der Musik von Gabriel Fauré. Spielen bei ihm stimmungsvolle Melodien, subtile Harmonien und eine gewisse verträumte Eleganz immer eine große Rolle. Traumartig – das ist auch sein Werk „Clair de Lune“ für Gesang und Klavier. Als Inspiration galt das gleichnamige Gedicht von Paul Verlaine; ein verträumtes, melancholisches Gedicht im „ruhigen Mondlicht, traurig und schön“. Denkt man bei dem Titel häufig direkt an Debussys bekannte Klaviermusik, ist Faurés Lied nicht weniger wichtig – ist es nämlich entscheidend für das Genre des Kunstliedes; und für die französische „Mélodie“ das, was Schuberts „Gretchen am Spinnrad“ für das deutsche Kunstlied ist.
In seiner Bedeutung zwar entscheidend, scheint Faurés Musik auf den ersten Blick eher unaufgeregt. Die Klavierbegleitung besteht in der linken Hand aus durchgängigen Arpeggien, die rechte Hand begleitet die Gesangsmelodie – dennoch ist das Klavier keinesfalls „nur“ Begleitung. Gesang und Klavier sind ein „pas de deux“: jeder steht für sich alleine, verschmelzen aber im nächsten Moment wieder miteinander. Das bestätigen auch beide Interpreten dieses Werks, der Tenor Gabriel Sin und die Pianistin Alina Bercu. Für sie beide ist es ein vielschichtiges Werk, das für sie bei jedem Musizieren neue Bilder und Klangwelten eröffnet. Und es eröffne diese nicht nur; genau diese Musik entführe uns aus dem Dröhnen des Alltags – eben auch hier wieder ein Stück verlorener Zeiten.