Stephen Waarts & Jean-Sélim Abdelmoula: I. Stravinsky – The Firebird, Prelude and Dance of the princesses
@ Casals Forum
„Ich verabscheue die Musik als Weltanschauung und rate, die Musik um ihrer selbst willen zu lieben und nicht der Gefühle wegen, die sie im Hörer hervorruft.“ – Igor Strawinsky
Im Garten des russischen Magiers Kastschej steht ein Baum mit goldenen Früchten. Dem jungen Prinzen Iwan Zarewitsch gelingt es, den Feuervogel an diesem Wunderbaum zu fangen. Der Vogel allerdings bittet um seine Freiheit und verspricht dem Prinzen, ihm in jeder Notlage behilflich zu sein, als dieser sich dazu bereit erklärt, diesen tatsächlich wieder frei zu lassen. Bei Gefahr soll dem Prinzen eine Feder des Feuervogels helfen, diesen herbeizurufen.
So könnte man Teile der Handlung des Feuervogels von Igor Strawinsky in ein paar Sätzen zusammenfassen. Dass so kurz keins der Ballette von Strawinsky ausreichend beschrieben werden kann, ist selbstverständlich. Denn selbst mit seinem ersten Ballett, das ihm mit 27 Jahren zum internationalen Durchbruch verhelfen sollte, kreiert Strawinsky bereits klangliche Vielschichtigkeit und eine bunte Tonsprache, in der Klangfarben und Rhythmus musikalisch im Mittelpunkt stehen.
Die Geschichte des Feuervogels setzt sich aus zwei russischen Volksmärchen zusammen, auch Strawinskys Musik zeigt verschiedene Einflüsse: einerseits ließ er sich von alten russischen Volksmelodien inspirieren, auf der anderen Seite klingt bereits die – zum Teil impressionistische – Moderne durch. Diese farbige Klangsprache schätzen auch Stephen Waarts und Jean-Sélim Abdelmoula sehr. Gleichzeitig stellen sie sich wissentlich der Herausforderung, ein Werk, das durch den Klangreichtum eines groß besetzten Orchesters brilliert, wesentlich intimer auf Violine und Klavier umzusetzen. Aber auch in diesem Arrangement entsteht ein Kaleidoskop verschiedener Stimmungen innerhalb weniger Augenblicke – eine Eigenschaft, die beide Musiker an der Tonsprache des Feuervogels sehr schätzen.
© Andreas Malkmus