Sindy Mohamed: György Kurtág – In Nomine – all’ongherese
@ Casals Forum
the interpretation is the message
György Kurtág gilt neben György Ligeti als einer der bedeutendsten ungarischen Komponisten nach 1945. Seine Grundphilosophie ist faszinierend. Für ihn war nicht die Komposition oder das klingende Resultat selbst das Entscheidende, sondern vor allem die Interpretation dieser. In Folge dessen gab er – im Gegensatz zu vielen seiner Komponisten-Kollegen – auch niemals Kompositionsunterricht, sondern lehrte von 1967 bis 1993 als Dozent an der Budapester Franz-Liszt-Musikakademie Kammermusik, Klavier und: Interpretation.
Dieser Ansatz hat komplexe Entscheidungen zur Folge: Was bedeutet Notentext eigentlich für die Musikpraxis und für die Interpretation eines Werkes? Die Musikerin / der Musiker muss stets eine Grundbalance finden zwischen der Ernsthaftigkeit und auch Strenge dieses Notentextes – die Kurtág trotz allem durchaus wichtig war – und der Gestaltungsfreiheit. Ein Aspekt, der der Bratschistin Sindy Mohamed an dem Werk „In Nomine – all’ongherese“ besonders gut gefällt. Sie schätzt den Freiraum, den Kurtág zur Möglichkeit der Interpretation seiner Werke gibt, sehr und sieht darin auch einen konkreten Unterschied zu anderen Werken der klassischen Musik. In Zeiten wie diesen, die es schwer machen, in Gemeinschaft zu musizieren, hat dieser Freiheitscharakter für sie nochmal mehr Bedeutung. Sie allein kann über musikalische Gestaltung entscheiden und lässt auf ihre Art und Weise durch die Bratsche einen Mann sprechen, der alleine auf der Bühne einen Monolog hält– bedeutungsschwer, emotionsvoll, suchend.
