Julia Trintschuk: A. Piazzolla – La Muerte del Angel
@ RV
„Ich bin ein Tango-Mann, aber meine Musik gibt einem zu denken. Denen, die den Tango lieben, und denen, die gute Musik mögen.“ – Astor Piazolla
Musik, die zum Nachdenken anregt. Der „Große Astor“ hätte seine Musik kaum besser beschreiben können, denn wer in seinen Kompositionen reine Tanzmusik erwartet, wird enttäuscht werden. Stattdessen gibt es den „Tango Nuevo“ – Musik, die durch neue Klangfarben, dissonante Harmonien und pulsierende Rhythmen konzentriertes Hören verlangt. Piazolla selbst bezeichnet seine Musik zu 10% als Tango und zu 90% als zeitgenössische Musik, die gleichzeitig in hohem Maße von Bach und seiner kontrapunktischen und Jazzmusik beeinflusst ist. Musikstile, die auf den ersten Blick kaum miteinander vereinbar scheinen. Dass es aber funktioniert, zeigt sich in seinem Werk „La Muerte del angel“ (Der Tod des Engels), einem Stück aus der sogenannten Engelsreihe. Musikalisch beginnt und endet es mit einer Fuge, aber im Mittelteil ist es zerbrechlich, fast schwärmerisch. Ein musikalisch komplexes Werk, wie auch die Gitarristin Julia Trintschuk empfindet. Ihrer Meinung nach verbindet Piazolla Harmonien, die eine Tiefe schaffen, die den Schmerz der Sehnsucht und des Begehrens und die Zerbrechlichkeit des Lebens und der Liebe, aber auch die starke und unzerbrechliche Kraft der Freude und des Glaubens spüren lässt. Das ist auch der Grund, warum sie dieses leidenschaftliche, intime, aber auch spielerische und freche Stück in ihr Repertoire aufgenommen hat. Aber natürlich dreht sich immer noch alles um den Tango, also darf eines nicht fehlen: die Liebe. So hat Julia beim Hören dieses Stücks das Bild einer Beziehung einer tiefen, aber temperamentvollen Liebe zwischen zwei Menschen im Kopf. Zunächst scheint es ein koketter Flirt, doch dann entfaltet sich ein zerbrechlicher und liebevoller „Waffenstillstand“, der dann aber doch wieder zum spielerischen Flirt zurückkehrt.
© Anna Tena